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Telemedizin geht neue Wege zum Patienten (3)

Die möglichen und bereits beforschten Entwicklungen und Optionen am Technologiesektor für den Gesundheitsbereich sind derzeit kaum noch überschaubar. In den letzten Beiträgen wurden einige angedeutet. Dabei kommt dem Segment der Robotik besondere Aufmerksamkeit zu. Zwar ist hier noch vieles Zukunftsmusik, aber die Aussichten sind enorm. Eine Robotikvariante ist dabei eher selten mitgedacht, nämlich sogenannte Nanobots oder Nanorobter, also extrem miniaturisierte Systeme, wobei die derzeit kleinsten gerade einmal die Größe einer Zelle aufweisen. Mit diesen wird etwa versucht, durch eine Vielzahl solcher Winzlinge im Körper Krebszellen aufzuspüren und diese zu zerstören. In gewissen Grenzen sind dabei die Erfolge vielversprechend. Aber auch im Bereich von ca. 3mm werden schon Nanobots getestet, die durch den Körper navigieren und dort unterschiedliche Tätigkeiten verrichten können, etwa Medikamente (sicher) transportieren, kleine Operationen durchführen oder schlicht Vitalparameter nach außen senden.

Ein besonders heiß umstrittenes Pflaster rankt sich rund um künstliche Intelligenz. Einerseits ist mittlerweile inflationär davon die Rede, andererseits ist bis heute das Entwicklungspotenzial dieser Systeme kaum abzusehen. An der oberen Grenze ist dann von starker künstlicher Intelligenz oder gar von Superintelligenz die Rede. Ob diese jemals zu verwirklichen sind, ist kaum abschätzbar. Aber auch in klar definierten Grenzen (Schwache KI) leisten diese Systeme bereits erstaunliches. Dabei ist vor allem die Mustererkennung, -Auswertung und Umsetzung in Aktionsvorschläge von Interesse. Künstliche Intelligenz, die mit Neuronalen Netzen arbeitet, besitzt die Besonderheit, nicht eigentlich programmiert, sondern trainiert zu werden. Das ist auch die eigentlich kritische und bedeutsame Phase – wann ist ein solches System „gut“ trainiert? Im erfolgreichen Sinne handelt es sich dann um selbstlernende Systeme mit erstaunlichen Fähigkeiten. In Diagnostik und Therapieauswahl sind sie äußerst leistungsfähige Gehilfen. Dabei bestechen sie durch ihre Treffsicherheit und vor allem in der Geschwindigkeit (häufig nur wenige Sekunden). Insbesondere in der Früherkennung etwa von Krebs, Demenz oder anderen krankhaften Veränderungen werden sie künftig nicht mehr wegzudenken sein. Die gesellschaftliche Herausforderung besteht in der sinnvollen Begrenzung, vor allem wenn es um Therapieentscheidungen geht. Klare Regeln werden hier notwendig werden, da auch jetzt schon Ängste und Sorgen z.B. um Arbeitsplätze die Runde machen. Auch als Gehilfen im Alltagsgebrauch und in der persönlichen Gesundheitsversorgung werden sie zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Abschließend seien hier Exoskelette erwähnt, die derzeit gute Fortschritte erzielen. Es handelt sich dabei um außen am Körper angebrachte Systeme mit zahlreichen Unterstützungsoptionen. Mit ihrer Hilfe ist es nicht nur möglich, etwa schwere Gegenstände mit Leichtigkeit zu transportieren, sondern sogar Menschen wieder zu Mobilität zu verhelfen. Neueste Entwicklungen ermöglichen es sogar, diese Exoskelette mittels Gedanken zu steuern. Weiter gehören hierzu auch fühlende Protesen, die direkt mit dem Gehirn verschaltet werden, so dass Umweltreize über die Prothese wieder ins Gehirn gelangen. Dadurch fühlt sich für Betroffene der Körper in seiner Umwelt analog zu unversehrten Körpern an – ein enormer Zugewinn an Lebensqualität.

Fotocredit: Gorodenkoff/Adobe Stock

Dr. Andreas Klein ist Universitätslektor und Privatdozent für Systematische Theologie an der Universität Wien. Außerdem arbeitet er im Bereich Ethikbegleitung bei der Ethik Consulting Klein GmbH, einer unabhängigen Unternehmensberatung im Gesundheitswesen