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Chronische, idiopathische Urtikaria

Die erste und tatsächlich traumatische Erfahrung mit einer spontanen Urtikaria hatte ich als Kind (ca. 10 oder 11 Jahre alt). Mandelentzündung, die mit Penicillin behandelt wurde führte zu einer mehrwöchigen Urtikaria, die das absolut Fürchterlichste war, das ich bis dato erlebt hatte, ging aber zum Glück wieder weg.

Dann war einige Jahre Ruhe damit, allerdings fing ich an auf Chlorwasser im Schwimmbad, Modeschmuck und Fanta allergisch zu reagieren. Immerhin konnte ich diesen Sachen gut ausweichen und mich mit anderen Dingen beschäftigen.

Der Supergau trat ein, als ich auf die (rückblickend saublöde) Idee kam, mich tätowieren zu lassen. Zack: Urtikaria wieder da und der Körper begann nach kurzer Zeit das Tattoo abstoßen zu wollen, was dann dazu führte, dass es chirurgisch in zwei abulanten OPs entfernt werden musste. Im Epikutantest beim Hautarzt wurden Nickel, Kobalt, Palladium, Chlor und Duftstoffmix als Allergie bestätigt. Nickel und Kobalt sind leider ein Bestandteil von Tattoofarben und auch über die Nadel findet ein Nickeleintrag in die Haut statt. Das Tattoo war dann weg, aber die Urtikaria blieb hartnäckig, ließ sich aber gut mit einem Cetirizin täglich in Schach halten. Das war vor dreißig Jahren…

Vor einigen Jahren dann wurde aber leider alles schleichend immer schlechter, obwohl ich mich an die ärztliche Empfehlung, histaminarm, frisch und Zusatzstoff-frei zu essen größtenteils gehalten habe. Ärztemarathon führte zu nichts, alles was mit IgE-Bluttest abgeklopft wurde war negativ, trotzdem fühlte ich mich fürchterlich. Asthma, Juckreiz, Ekzeme, Müdigkeit, Sodbrennen, Rachen-Ödeme und geschwollene Augenlieder, Hände und Füße – wenn die Augenlider von innen jucken kann man sich das als nicht Betroffene/r wahrscheinlich garnicht vorstellen. Ärzte, die alles als „psychosomatisch“ abstempelten und mir eine Therapie empfahlen, haben mich allerdings eher angestachelt, den Arzt zu wechseln als den Kopf in den Sand zu stecken.

Über Gallenkolik und Gewichtsabnahme kam auf einmal Bewegung in die Sache und plötzlich waren verschiedene Untersuchungen in einer Uniklinik kein Problem mehr. Magen- und Darmspiegelung blieb ergebnislos (keine Fehlbesiedelung, kein leaky gut, keine Zöliakie, kein Magengeschwür o.ä.). Histamin wurde belächelt, aber immerhin Fruktose- und Sorbitmalabsorbtion bestätigt und ganz viele Lebensmittel über Ige-Bluttest als Verursacher ausgeschlossen.

Unsere Empfehlung: Kochen Sie clean mit Riess <3

Als ich endlich wusste, dass ich es außer Histamin noch mit Fruktose- und Sorbitmalabsorbtion zu tun hatte, war mein Dao-Wert bei mickrigen 3,4. Ich wechselte in eine andere Unklinik und begann dort eine Therapie mit Xolair gegen die Urtikaria. Keine Quaddeln mehr – Hurra! Insgesamt ging es mir deutlich besser, aber ganz die Alte war ich noch immer nicht.

Ein dummer Zufall führte mich in die Facebook-Gruppe „Orale Nickelallergie und Kontaktallergien“ und auf einmal machte alles Sinn, was ich über Ernährungstagebuch und Symptome notieren führen für mich als verträgliche Lebensmittel eingestuft hatte.

Ich hielt Rücksprache mit der Uniklinik bekam ohne Augenrollen und Abwiegeln eine „orale Nickelallergie“, zusätzlich zu der bereits vorhandenen Kontaktallergie als Mitauslöser meiner Probleme bestätigt.

Nach ein paar Monaten auf nickelreiche Lebensmittel achten und alles Edelstahl aus der Küche werfen waren Fruktose- und Sorbitmalabsorbtion weg, HIT stark verbessert und die DAO auf einmal bei 7,5. Ich konnte sogar mittlerweile die 4 Cetirizin auf 1 Antiallergikum täglich reduzieren und bin gespannt, wie es sich nun weiter entwickelt.

Edelstahltöpfe, Kaffeemaschine, Wasserkocher und der allseits beliebte Thermomix sind bei Nickelallergie leider problematisch, ebenso Tattoos und Piercings.

Beim Kochen ist Emaille ist eine gute Alternative, allerdings können da schwarze Glasuren (nickelhaltig) sowie blau (Kobalt) Probleme machen. Ca. 10 bis 20 Prozent der Nickelallergiker reagieren auch auf Spuren der Metalle in Lebensmitteln. Das Allergen verursacht im Darm eine Dauerreizung und darauf fahren Histaminintoleranz und andere Intoleranzen gern Huckepack. Der Trend zur plastikfreien Küche führt automatisch zu mehr Kontak mit Edelstahl (der mindestens 10% Nickel und 18% Chrom enthält). Ernährungs-Trends wie beispielsweise Paleo und Vegan führen ebenso zu einer stärkeren Konfrontation des Körpers mit Nickel, Kobalt und Chrom.

Wenn man beispielsweise Vollkornprodukte, Pseudogetreide, Haferflocken, Nüsse, Saaten, Hülsenfrüchte, Soja, Sonnenblumenöl, Kakao & Kaffee schlecht verträgt, kann dies durchaus am Nickel oder anderen Schwermetallen wie Kobalt und Chrom liegen.

Fotocredit: khosrork/Adobe Stock